Mit Vertrauen führen
Digitalisierung, Automatisierung, Individualisierung und neue Arbeitsformen verändern die Zusammenarbeit in Unternehmen. Führungskräfte stehen vielfältigen Herausforderungen gegenüber.
Das Unternehmen ist nicht mehr der einzige Ort, an dem Arbeit stattfindet. Homeoffice, virtuelle Meetings, Live-Support-Systeme und Cloudlösungen fördern die Flexibilisierung. Es gilt, verschiedene Arbeitsstile zu vereinbaren und generationenübergreifend zu führen. Führungskräfte nehmen einerseits eine Vorbildwirkung ein, andererseits erwarten Mitarbeitende, dass sie mitgestalten und mitentscheiden können.
Coach und Sparringpartner
Julia Rachelsperger ist Gruppenleiterin für Produktdaten bei der Julius Blum GmbH in Höchst und führt ein Team von acht Fachexpertinnen und -experten, das in der Technik für die Themen Produktdaten, Wissensmanagement und E-Services verantwortlich ist. Die 32-Jährige übt diese Funktion beim Beschlägehersteller seit vier Jahren aus und rät vor allem Frauen: „Traut euch in die Führungsrolle und findet euren individuellen Weg. Als Betriebswirtin verfüge ich zwar über keinen technischen Background, aber genau das gibt mir die Lizenz, um offene Fragen zu stellen und nicht auf alles eine Antwort zu wissen“, beschreibt die leidenschaftliche Volleyballspielerin und führt aus: „Ich fühle mich in dieser Rolle als Coach und Sparringpartner total wohl. Es ist mir wichtig, mit Vertrauen zu führen und es kommt viel zurück. Viele Probleme kommen so erst gar nicht auf.“ Dafür benötigt es ein gutes Gespür für Menschen.
Julia Rachelsperger und Wolfgang Heinzle schätzen die Unternehmenskultur im Familienunternehmen Blum.
Zuhören als Kompetenz
Das bestätigt auch Wolfgang Heinzle, Abteilungsleiter Marketing Services bei Blum, und verantwortlich für 30 Mitarbeitende in den Bereichen Services für Kunden, Marketing Controlling sowie die Unterstützung der internen Vertriebs- und Vermarktungsprozesse. Der Koblacher arbeitet seit 29 Jahren im Unternehmen. „Die Grundprinzipen meiner Führungsarbeit sind Vertrauen und aktives Zuhören. Es interessiert mich, was die Menschen beschäftigt. Ich sehe es als meine Aufgabe, Orientierung zu geben sowie Weiterentwicklung und Eigenverantwortung zu fördern.“ Das ehrliche Zuhören im Dialog ist auch Julia Rachelsperger wichtig: „Es geht darum, Präsenz und Verbindlichkeit im und nach dem Gespräch zu zeigen. Ich nenne es ‚walk the talk‘ – das Vereinbarte auch in die Umsetzung zu bringen.“
Stärken fördern
Wolfgang Heinzle hat bei Blum als Programmierer und PC-Betreuer in der IT begonnen und blickt auf fast 20 Jahre internationale Erfahrung im Bereich der System- und Prozessausrollung bei verschiedenen Tochtergesellschaften. Vor seinem Wechsel ins Marketing war er Abteilungsleiter der IT. „Es hat hier immer viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung gegeben und damit ist es für mich immer interessant geblieben. Meine Führungskräfte haben mir bei der Arbeit Freiraum gewährt und meine Stärken gefördert. Sie waren Vorbilder für mich“, betont der 48-Jährige. Bei Blum schätzt der Familienvater die Langfristigkeit und damit verbunden auch die Sicherheit, die das Familienunternehmen ausstrahlt. „Mir gefällt die Wertehaltung, die auch meiner eigenen entspricht. Die Kultur strahlt einen besonderen Reiz aus. Es ist weniger erklärbar als spürbar. Wir sind ausnahmslos alle per ‚Du‘ und arbeiten auf Augenhöhe. Der persönliche Austausch spielt eine wichtige Rolle.“
Corona als kreativer Schub
Gerade in Zeiten von Corona, in denen virtuelle Führung in vielen Unternehmen zum Alltag geworden ist, braucht das Persönliche Platz. Wer das Vertrauen zu seinen Mitarbeitenden schon vor dem Ausbruch der Pandemie gefestigt hatte, profitierte. „Corona gab einen kreativen Schub. Die reine Anwesenheit von Mitarbeitenden ist kein Indikator mehr für die geleistete Arbeit. Es braucht neue Formen der Führung. Vertrauen ist die Basis dafür“, resümiert Julia Rachelsperger.